Felix Nussbaum_ Die Perlen (Trauernde), 1938
„Holocaust 1944“
Für meine Mutter
Ich weiß nicht
In welcher fremden, fernen Erde
Sie Dich begraben haben;
Auch nicht welche rauhen, nördlichen Winde
Durch die Stoppeln jagen,
die trocknen, harten Stoppeln
Auf Deinem Grab.
Und hast Du an mich gedacht
An jenem frost-blauen Dezembermorgen
Schwer von Schnee und beißend kalt,
Als Du nackt und vor Kälte zitternd
Unter dem bleifarbenen Himmel gingst
In jenem letzten Moment
Als Du wußtest, die ist das Ende
Das Ende vom Nichts
Und der Anfang vom Nichts, Hast Du an mich gedacht?
Oh, wie ich mich an Dich erinnere, Du so sehr Geliebte,
Deine blassen Hände erhoben
In alter Weise segnend,
Deine Augen hell leuchtend
Über den Kerzen
Den Segen anstimmend
Gelobt sei der Herr.
Und dies ist der Schmerz,
Lähmender Schmerz und Entsetzen,
Daß es letztlich kein Martyrium war,
Sondern nur sinnlos –
Die Sinnlosigkeit des Sterbens
Das Ende vom Nichts
Und der Anfang vom Nichts.
Ich weine rote Tränen aus Blut. Von Deinem Blut.
Anne Ranasinghe (2. Oktober 1925 in Essen – 17. Dezember 2016 in Colombo, Sri Lanka)
Anne Ranasinghe (geboren als Anneliese Katz) wurde als 13jährige am 26. Januar 1939 mit einem Kindertransport nach England geschickt. Ihre Eltern sah sie nicht wieder. „Hier endete mein jüdisches Leben“, schreibt sie, „ich erlebte die totale Trennung von Eltern, Zuhause, Heimat, Freunden, Sprache und Religion“. Von der jüdischen Familie Katz war Anneliese die einzige, die überlebte.
Weiterlesen:
„Ich weiß, dass es weder in Häusern noch in Worten Sicherheit gibt“
Das Gedicht rührt so sehr an und macht sprachlos. Danke…
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Geht mir auch so.
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