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Werdet wieder kindergroß
Willy Jaeckel_Im Granatfeuer 1914
Mensch zu Mensch
Menschen, Menschen alle, streckt die Hände
Über Meere, Wälder in die Welt zur Einigkeit!
Daß sich Herz zu Herzen sende:
Neue Zeit!
Starke Rührung soll aus Euren Aufenthalten
Flutgleich wellen um den Erdeball,
Mensch-zu-Menschen-Liebe glühe, froh verhalten,
Überall!
Was gilt Westen, Süden, Nähe, Weitsein,
Wenn Euch Eine weltentkreiste Seele millionenfältigt!
Euer Mutter-Erde-Blut strömend Ich- und Zeitsein
Überwältigt!
Menschen! Alle Ihr aus einem Grunde,
Alle, Alle aus dem Ewig-Erde-Schoß,
Reißt euch fort aus Geldkampf, Krieg, der Steinstadt-Runde:
Werdet wieder kindergroß!
Menschen! Alle! drängt zur Herzbereitschaft!
Drängt zur Krönung Euer und der Erde!
Einiggroße Menschheitsfreunde, Welt- und Gottgemeinschaft
Werde!
Gerrit Engelke (1890 – 1918) _Aus: Rhythmus des neuen Europa
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Blätternde Tage
Edvard Munch_ Kopf an Kopf 1905
Jetzt sind die gelben Blätter gezählt
Jetzt sind die gelben Blätter gezählt
Am Ahorn, an Birken und Buchen.
Die Sonne ist hinter Nebel gestellt
Und läßt sich tagelang suchen.
Vielleicht sind auch mal die Tage gezählt,
Die mir zum Küssen gegeben,
Weil Tag um Tag vom Jahr abfällt
Und Jahr um Jahr vom Leben.
Max Dauthendey 1910
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Kühlere Tage
Jan Mankes_Woudsterweg in Avondschemering 1914
Der Anfang kühlerer Tage
Im Fenster wächst uns klein der Herbst entgegen,
man ist von Fluß und Sternen überschwemmt,
was eben Decke war und Licht, wird Regen
und fällt ins uns verzückt und ungehemmt.
Der Mond wird hochgeschwemmt. Im weißen Stiere
und in den Fischen kehrt er ein.
Uns überkommen Wald und Gras und Tiere,
vergeßne Wege münden in uns ein.
Uns trifft die Flut. Wir sind uns so entschwunden,
daß alles fraglich wird und voll Gefahr.
Wo strömt es hin? Wenn uns das Boot gefunden,
was war dann Wirklichkeit, was Wind, was Haar?
Günter Eich 1930
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Darßer Impressionen 2
Hier ist es wundervoll. Kein Telephon, keine Verpflichtung, absolute Ruhe. Ich kann es gar nicht mehr begreifen, wie man es in der großen Stadt aushält. Das Wetter ist nun auch wundervoll. Ich liege am Gestade wie ein Krokodil, lasse mich von der Sonne braten, sehe nie eine Zeitung und pfeife auf die sogenannte Welt. Albert Einstein
Oh, ja doch.Sie rufen hier anders, die Möwen. Sie rufen irgendwie kindlicher, naiver und posaunen stolz die Namen der Künstler, die für sie tonangebend sind. Man muss nur genau hinhören … Peter Wawerzinek
Das Fischland ist das schönste Land in der Welt. … Wer ganz oben auf dem Fischland gestanden hat, kennt die Farbe des Boddens und die Farbe des Meeres, beide jeden Tag sich nicht gleich und untereinander nicht. Der Wind springt das Hohe Ufer an und streift beständig über das Land. Der Wind bringt den Geruch des Meeres überallhin. Da habe ich die Sonne vor mir untergehen sehen, oft. Jahrestage_ Uwe Johnson
Gestalten mit verkrüppelten Gelenken, nur in den Wurzeln regt sich noch ein Wille. Johannes R. Becher
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Darßer Impressionen 1
WINDFLÜCHTER
Bäume im Darß (Ahrenshoop)
Sie haben einen Grund noch, einen festen,
Und dennoch hält der Grund sie allzu fest.
Sie flüchten vor dem Wind mit allen Ästen
Und halten fest, hinauf bis zum Geäst.
Die Äste splittern in den Windgewittern,
Und aus der Tiefe schöpft der Wind das Meer.
Er schleudert Wogenberge, grau und schwer,
Daß auch die Stämme in den Wurzeln zittern.
Gestalten mit verkrüppelten Gelenken,
Nur in den Wurzeln regt sich noch ein Wille.
Das Meer, der Wind, die Wolken – eine Wucht,
Die Bäume scheinen sich noch zu verrenken,
Wenn Meer und Himmel atmen wieder Stille.
Sie sind noch in der Stille auf der Flucht.
Johannes R. Becher
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Blogpäuschen
Marianne Werefkin_Steilküste bei Ahrenshoop
Mine Heimat
Wo de Ostseewellen trecken an den Strand,
Wo de gele Ginster bleuht in´n Dünensand,
Wo de Möwen schriegen, grell in´t Stormgebrus, –
Da is mine Heimat, da bün ick tau Hus.
Well- und Wogenrunschen, wir min Weigenlied,
Un de hogen Dünen, seg´n min Kinnertied,
Seg´n uch mine Sehnsucht, un min heit Begehr,
In de Welt tau fleigen öwer Land un Meer.
Woll het mi dat Leben dit Verlangen stillt,
Het mi allens geben, wat min Herz erfüllt,
Allens is verswunden, wat mi quält un drew,
Hev nu Frieden funden, doch de Sehnsucht blew.
Sehnsucht na dat lütte, stille Inselland,
Wo de Wellen trecken an den witten Strand,
Wo de Möwen schriegen grell in´t Stormgebrus, –
Denn da is min Heimat, da bün ick tau Hus.
Martha Müller-Grählert 1907
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Kürbisschüsse
Henri Rousseau_Les Joueuers de football
Fußball
(nebst Abart und Ausartung)
Der Fußballwahn ist eine Krank-
Heit, aber selten, Gott sei Dank.
Ich kenne wen, der litt akut
An Fußballwahn und Fußballwut.
Sowie er einen Gegenstand
In Kugelform und ähnlich fand,
So trat er zu und stieß mit Kraft
Ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
Ein Käse, Globus oder Igel,
Ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
Ein Kegelball, ein Kissen war,
Und wem der Gegenstand gehörte,
Das war etwas, was ihn nicht störte.
Bald trieb er eine Schweineblase,
Bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
Stieß er den Fuß in Pferdedung.
Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
Die Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewußt
Der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
Nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
Noch Puffer außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8.
Und übte weiter frisch, fromm, frei
Mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
Gab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
Der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
Was er jedoch als Mann von Stand,
Aus Höflichkeit meist überwand.
Dagegen gab ein Schwartenmagen
Dem Fleischer Anlaß zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
Kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.
Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
Durch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
An blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
Ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
Kartoffeln spritzten und Citronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
Griff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Bootsmine
Besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
Er rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
Sich ein in einem Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft,
Verschollen. Hat sich selbst verpufft. –
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
Vor dem Gebrauch des Fußballwahns!
Ringelnatz
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Buchgrimmen
John Frederick Peto_ Take Your Choice 1885
Ansprache eines Bücherwurms
Der Kakerlak nährt sich vom Mist,
Die Motte frißt gern Tücher,
Ja selbst der Wurm ist, was er ißt.
Und ich, ich fresse Bücher.
Ob Prosa oder Poesie,
Ob Mord – ob Heldentaten –
Ich schmause und genieße sie
Wie einen Gänsebraten.
Ich bin ein belesner Herr,
Nicht wie die andern Viecher!
Daß Bücher bilden, wißt auch ihr,
Und ich – ich fresse Bücher.
Die Nahrung, sie behagt mir wohl,
Verleiht mir Grips und Stärke.
Was andern Wurst mit Sauerkohl,
Das sind mir Goethes Werke.
Ich fraß mich durch die Literatur
So mancher Bibliotheken;
Doch warn das meiste, glaub es nur,
Bloß elende Scharteken.
Das Bücherfressen macht gescheit.
So denken sich´s die Schlauen.
Doch wer zuviel frißt, hat nicht Zeit,
Es richtig zu verdauen.
Drum lest mit Maß, doch lest genug,
Dann wird´s euch wohl ergehen.
Bloß Bücher fressen macht nicht klug!
Man muß sie auch verstehen.
Mascha Kaléko
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Qualnachtwald
Carl Gunschmann_ Hans Schiebelhuth 1920
Qualnachtwald
Vom Meer zum Mainkai Nebel webt
Wunschmann in Wut die Welt umläuft
Im Wurzelwerk ein Mahr Gold häuft
Hoch ob der Seewell Habicht schwebt
Der Maimond blauen Schlaftrank träuft
Wo hartgelehnt der Schüler strebt
An Thesen ist ein Narr wer klebt
Weil tief ein Denkschacht drunter teuft
Erdherzwärts trübes Blut musst kreisen
Sei dir auch Sonnenbahn verheißen
Und lichte Zwiesprach mit den Steinen
Tagshell mags grell sogar erscheinen
Bis alle Gramlast grabhaft ruht
Am Qualnachtwald. Hans Schiebelhuth.
Hans Schiebelhuth: Der Hakenkreuzzug – Neodadaistische Ungedichte, 1920
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